Am 6.10 war es wieder soweit: Der Swimrun Allgäu stand auf dem Programm – für mich war es gewissermaßen mein Saisonhöhepunkt (wenn man bei 3 Monaten Training überhaupt von einer Saison sprechen kann ;-)), bei Paul war es eher der Saisonausklang. 3 Tage vorher hatte er noch die tolle Idee, in Hamburg einen Laufwettkampf zu bestreiten. „Bis Samstag wird die Superkompensation dann eingesetzt haben“ meinte er – ob der Plan aufging sei mal dahin gestellt, jedenfalls wurde er mit einem ordentlichen Muskelkater in den Waden belohnt, der sich auch bis Samstag früh nicht verabschieden wollte. Zur Vorfreude gesellte sich dann doch bei mir eine gewisse Aufregung dazu, ob meine kurze Vorbereitung – die dann auch noch durch viele Nächte mit wenig Schlaf (leider können auch Babys mit 10 Monaten noch gefühlt ununterbrochen aufwachen) und einen tiefen Schnitt in der Fingerkuppe zwei Wochen vorher getrübt wurde – wohl ausreichen würde. Immerhin sind wir in der Vorbereitung viel mit Paddles geschwommen und haben auch recht viele Trainingseinheiten gemeinsam absolviert und das Material getestet – leider nicht genug – aber dazu kommen wir später.
Zurück zum Wettkampftag: Der Wecker geht um halb 7, ich war schon länger nur noch im Halbschlaf da der Kleine Mann stündlich nach Mamas Aufmerksamkeit und Milchbar verlangte. Zum Glück hat Paul gut geschlafen und bereits das Auto beladen. So können wir um 7 ganz entspannt die Vroni empfangen, die als Support und Babysitterin mitkommt, genauso wie Pauls Papa. Zu fünft im Auto fahren wir also los, das Navi will uns den „weiten“ Weg über die A7 schicken, Paul vertraut aber lieber seinen Ortskenntnissen und wir fahren über die B12. Dies war, wie sich später herausstellte, eine wahnsinnig kluge Entscheidung, sind doch ungelogen knapp 10 Teams nicht angetreten, da sie wohl auf der A7 im Stau standen!
Um halb 9 gibt es die Startunterlagen, eine halbe Stunde später noch eine kurze Wettkampfbesprechung (nur für die, die am Abend vorher nicht dabei sein konnten). Die Strecke kennen wir ja schon und sind nun auch dementsprechend selbstsicher, uns diesmal nicht zu verlaufen 😉 Nun heißt es, schnell den Kleinen noch zu versorgen und uns dann anziehen. Die große Frage lautet: Nicht überhitzen oder schneller wechseln? Eigentlich bin ich ja nicht so ein „No risk – no fun“-Typ, aber ich hatte zu viel Respekt davor, unterwegs die Startnummer wieder auszuziehen und den Neo über die verschwitzte Haut hochzuziehen.
Der Startschuss fällt pünktlich um 10 Uhr. Wir reihen uns in der Mitte des Feldes ein. Ich hatte Paul vorher gebeten, auf den ersten 8km nicht zu überpacen. Doch das Tempo findet sich eh von selbst, wenn es nach einem halben Kilometer in die erste Trailpassage geht. Diese geht erst etwa zwei Kilometer leicht wellig hoch bis es dann zum ersten langen Anstieg geht. Hier wird mir sehr schnell bewusst, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe: Mir ist total heiß und vom Kreislauf her fühle ich mich dementsprechend schwach. Paul ergeht es nicht viel besser und so entscheide ich mich, den Neo zumindest über die Schultern runterzuziehen. Zusätzlich ärgere ich mich maßlos über meinen Pullboy, der ständig an meinem Oberschenkel runterrutscht. Nach etwa anderthalb Kilometern berghoch geht es dann endlich in die lange Bergabpassage und wir können wieder ein wenig abkühlen. Der Blick auf die Uhr und die Pace ist total deprimierend, wahnsinn was diese Höhenmeter ausmachen! Endlich am Rottachsee angekommen werden wir von Dennis und Sarah empfangen, die uns fröhlich fotografieren (danke für die Bilder!). Wir freuen uns beide riesig, endlich ins kühle Nass zu springen. Die erste Schwimmpassage ist kurz, dann folgt ein kleiner Landgang und dann geht es auch schon auf die 900m durch den Rottachsee.
Hier fühle ich mich endlich wieder gut und so haben wir schnell unser Tempo gefunden. Dann der nächste Wechsel, Bademütze und Neohaube bleiben auf dem Kopf, es ist ja nicht weit. Ups, sind ja doch zweieinhalb km, dementsprechend freuen wir uns wieder auf die nächste Abkühlung wo wir 1000m rüber bis nach Petersthal schwimmen. Unterwegs auf dem Wasser: überall Boote der Wasserwacht. Wir fühlen uns eigentlich ständig total sicher, trotz der doch recht kühlen Wassertemperaturen. Im Wasser harmonieren wir super, an Land ist die Leine öfters auf Spannung 😉
Dann kommt der Wasseraustieg: Endlich die erste Verpflegungsstation. Ich hatte mir zwar Gels eingepackt, allerdings waren die innen im Neo verstaut – wieder einmal schlecht durchdachte Taktik! Es gibt Gels, Riegel, Iso, Cola und sogar gekochte Kartoffeln! Wir nehmen uns Zeit und ziehen erst einmal unsere Neos aus bzw. eher runter bis an die Hüfte. Startnummerleibchen wieder drüber, Badehauben und Paddles in die Hand und los geht es auf die zweite, lange Laufstrecke. Wir finden wieder unser Tempo, wandern auch öfters auf den Bergaufpassagen. Mittlerweile ist es richtig warm, die Sonne drückt. Zum Glück haben wir die Neos runter! Dann endlich: die zweite Verpflegungsstation wo uns der kleine Raphael mit Opa und Vroni erwarten. Wieder lassen wir ziemlich viel Zeit da, quatschen ein wenig und füllen die Speicher wieder auf.
Paul gibt das Kommando die Neos wieder anzuziehen, wir sind ja schon fast am nächsten See. Gesagt, getan und wir laufen weiter, aber der Schein trügt, es sind doch noch knapp 3km bis zum Einstieg in den Grüntensee. Langsam aber sicher werden die Beine sehr schwer und uns wird wieder sehr heiß. Nun folgt noch einmal eine Schwimmpassage mit knapp 1000m. Das Wasser ist kalt aber wärmer als vor zwei Jahren, als ich an der gleichen Stelle kaum klar denken konnte vor Kälte. Als wir ans Ufer kommen machen meine Beine total zu. Ich sage zu Paul „Ich kann nicht mehr laufen“. Die Sanitäter dort fragen, ob ich eine warme Brühe haben will. „Danke, aber keine Zeit“ antworte ich und versuche nur irgendwie, einen Fuß vor den nächsten zu setzen. Es folgt ein Minischwimmen mit höchstens 50m und etwa 50cm Wassertiefe ;-), dann noch einmal eine Schwimmstrecke von 400m. Wir überholen wieder ein Mixte Team, das wir bereits im Rottachsee überholt hatten. Nun haben wir es fast geschafft. Wir geben noch einmal alles, müssen die beiden aber wieder vorbeiziehen lassen. Vor uns sehen wir noch drei andere Teams in Sichtweite, aber die Beine wollen einfach nicht mehr. Da kommt uns Vroni joggend entgegen und läuft mit uns die letzten zwei Kilometer bis ins Ziel. Ein letzter Anstieg und wir werden im Ziel von den Organisatoren mit einer Umarmung empfangen, nach 3h43, 20 Minuten schneller als 2016 aber „nur“ auf Platz 7.
Nach einer ausgiebigen Dusche genießen wir noch die Pastaparty und die Siegerehrung. Wer das hier nun bis zum Ende gelesen hat: Ich hoffe, Du bzw Ihr seid nächstes Jahr auch dabei! Ich habe selten an einem so schönen und gleichzeitig gut organisierten Wettkampf teilgenommen. Und das ganz ohne Label, einfach nur mit Herzblut. Großes Dankeschön an das Orgateam aus Ulm!